(Fotos: Katja Reinhardt)
An diesem Samstag werden wir zusammen mit den „Part-Song-People“ aus Neumünster singen. Das Konzert findet in „unserer“ Kirche statt.
Ich bin etwas spät dran, treffe aber um kurz vor fünf im Gemeinderaum der Vicelinkirche ein. So platze ich direkt in ein Warm-up, das die Neumünsteraner Chorleiterin Marion mit ihrem Chor durchführt. Alle haben offenbar Spaß. Wenig später gehen wir hinüber in die Kirche zum Einsingen, das ebenfalls Marion anleitet.
Es ist geplant, zu Beginn und zum Ende des Konzerts zwei gemeinsame Stücke zu singen. Diese proben wir mit Marion und Heiko kurz durch, anschließend ist noch etwas Pause, gestartet wird um 18:00.
Beide Chöre ziehen mit Freedom is coming geschlossen in die Kirche ein und verteilen sich vor dem Altar. Anschließend singen wir zusammen I feel your spirit, bevor wir den Neumünsteranern die Bühne überlassen.
Marion begrüßt das Publikum und erklärt, dass zunächst ihr Chor und dann Gospelboat je eine halbe Stunde singen werden, bevor wir das Konzert gemeinsam beenden.
Die Part-Song-People starten mit There´s a meeting, wobei Marion gleich solistisch beginnt. Mich erinnert das Lied an frühere Gospelboat-Zeiten, wir hatten das Stück auch lange im Repertoire. Genau wie The Gospeltrain, den sie wenig später präsentieren. Es kommt auch eine Pfeife zum Einsatz, die klingt wie eine alte Lokomotive :-). In der Ansage zu I have a dream bezieht sich Marion auf die Rede von Martin Luther King und seiner Vision von Menschlichkeit. Genau dieselbe Botschaft steckt in einem der nächsten Lieder, nämlich We are the world. Da die rechten Parolen jetzt anscheinend wieder salonfähiger würden, sei es wichtig, sich zusammenzuschließen und dagegen zu halten, meint Marion in ihrer Ankündigung. So geht es weiter im Neumünsteraner Programm. Ganz besonders schön finde ich Vois sur ton chemin aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“. Marion erzählt dann noch, dass ihr Chor eigentlich kein Konzertchor sei. „In den letzten dreißig Jahren haben wir ungefähr viereinhalb Konzerte gegeben - und vier davon mit Euch“, sagt sie, was allgemeine Heiterkeit auslöst. Die Part-Song-People würden eher in Gottesdiensten und z.B. bei Hochzeiten und Geburtstagen singen.
Mit All you need is love (und das sei die Botschaft des Abends) beschließt der Chor seinen Part. Wieder kommt die Pfeife zum Einsatz, ich muss lachen. Nachdem der begeisterte Beifall verklungen ist, machen wir uns auf den Weg nach vorn.
Wir starten mit dem A-cappella-Stück Will the circle be unbroken. Anschließend begrüßt Gloria das Publikum im Namen von Gospelboat. Sie erzählt von unserem letzten gemeinsamen Konzert in Neumünster vor zwei Jahren. Damals war es nach den strengen Regeln während der Pandemie langsam wieder möglich, Konzerte zu veranstalten, was vom Publikum sehr gut angenommen wurde. Die Kirche war überfüllt. Heute ist das Konzert auch ganz gut besucht. In unserem Programm stehen drei Premieren, sprich, diese Stücke haben wir bislang noch nicht öffentlich gesungen. Eins davon ist I heard the voice of Jesus say. Wobei das nicht ganz stimmt, denn dieses Lied hatten wir früher schon einmal im Repertoire. Damals war aber die Chor-Zusammensetzung noch eine andere. Es ist ein sehr schönes getragenes Lied.
Jetzt sage ich die nächsten beiden Lieder an, und zwar We are going down Jordan und From a distance. In Letzterem heißt es u.a. „From a distance, you look like my friend even though we are at war“ oder „From a distance I just cannot comprehend what all these fightings for“. Es ist ein sehr bekanntes, schon älteres Stück, aber immer noch sehr aktuell.
Nach der zweiten Strophe versäumt es unser Chorleiter, uns den Einsatz zu geben, und wir setzen nicht ein …so drehen wir noch eine instrumentale Ehrenrunde. Gospelboat live! Das Lied kommt trotzdem gut an.
Just a closer walk with thee (die zweite Premiere) und anschließend Put your hand stehen jetzt auf unserem Plan. Daniela beschreibt beide Lieder als tröstend und aufbauend. In beiden geht es um die Nähe zu Gott. Die beiden Songs klappen gut und gefallen anscheinend ebenfalls. Wir kommen langsam zum Ende unseres Teils. Gaby G. sagt unsere letzten beiden Lieder an. Zunächst singen wir In the house of the Lord. Unser „Percussion-Urgestein“ Hervé hatte mich bei der letzten Probe gebeten, bei diesem Stück den Schellenring zu spielen. Dem komme ich gerne nach, so bekommt das Stück noch mehr Schwung – wenn das überhaupt möglich ist. 😉
Mit Baba Yetu (das ist das Vaterunser auf Swahili) und der damit dritten Premiere beenden wir das Konzert. Wir haben es lange geprobt, und es hat sich gelohnt. Außer den üblichen Instrumenten sind jetzt noch Geige, Querflöte und normalerweise auch eine Tuba vertreten. Unser Tuba-Spieler ist aber leider heute erkrankt. Mit diesem recht pompösen Stück beenden wir unseren Konzertteil, und auch wir werden mit viel Applaus belohnt.
Die Part-Song-People kommen wieder auf die Bühne, um mit uns noch zwei weitere Gospels (Higher and Higher und Mamaliye) zu präsentieren. Zum Abschluss singt Marion mit uns und dem Publikum Peace to the world. Ein sehr passender Wunsch in diesen schwierigen Zeiten. Die Chöre ziehen schließlich aus der Kirche aus, und ich sehe überall fröhliche Gesichter.
Später frage ich Hervé, ob mein Schellenspiel okay war. Er nickt anerkennend und meint „sehr gut“. Na bitte, der Abend ist gerettet 😉.
Nach dem Abbau der Technik beschließen beide Chöre diese Veranstaltung mit einem gemütlichen Beisammensein in unserem Probenraum. Es war sicherlich nicht unser letztes gemeinsames Konzert!
Gaby von der Heydt